Die muskuläre Dysbalance – sind die Ausdauer-Muskeln schuld?

Es gibt zwei verschiedene Typen von Muskeln:

Ausdauer-Muskeln und Kraft-Muskeln.

Ausdauer- und Kraftmuskeln haben unterschiedliche Aufgaben

Ausdauer-Muskeln sind optimal ausgestattet, um lang anhaltende Arbeit zu leisten. Ihre Leistung hinsichtlich der Kraft ist relativ niedrig, dafür ist ihre Ausdauer hoch.

Kraft-Muskeln sind optimal ausgestattet, um kurz anhaltende Arbeit zu leisten, die viel Kraft erfordert. Ihre Leistung hinsichtlich der Kraft - und der Schnellkraft - ist relativ hoch, dafür ist ihre Ausdauer niedrig.

Wissenschaftlich korrekter ist es, von Muskeln zu sprechen, die überwiegend für Ausdauer-Leistungen zuständig sind und von Muskeln, die überwiegend für Kraftleistungen zuständig sind. Dies deswegen, weil es in jedem Ausdauer-Muskel auch einige Kraft-Fasern gibt, und in jedem Kraft-Muskel auch einige Ausdauer-Fasern.

Was heißt "zuständig für Ausdauer-Leistungen" bzw. "zuständig für Kraft-Leistungen"? Wir müssen zurück zu unseren Vor-Vorfahren, den Vierbeinern, wenn wir das Problem des krummen Rückens, der muskulären Dysbalance, verstehen und unsere Konsequenzen daraus ziehen wollen.

Stellen Sie sich ein Pferd vor, das auf allen Vieren steht: Die Vorderbeine werden durch eine Dauer- Spannung der Brustmuskulatur stabil gehalten. Folglich muss die Brustmuskulatur Ausdauer-Qualitäten besitzen.

Ihre Verteilung am Körper stammt noch vom Vierfüßler

Die Hinterbeine werden durch eine Dauer-Spannung vor allem der Hüft-Beuger, der Hüft-Anspreizer und der Knie-Beuger stabil gehalten. Folglich müssen diese Muskeln Ausdauer-Qualitäten besitzen. Galoppiert das Pferd, werden von anderen Muskeln Kraft- und Schnellkraft-Qualitäten verlangt. Die "Hinterhand" des Pferdes (was unserer Gesäßmuskulatur entspricht) beschleunigt das Pferd. Die Schulterblattmuskulatur des Pferdes (bei uns die Muskeln des mittleren Rückens rund um die Schulterblätter) führt die "Vorderhand" des Pferdes blitzschnell vor und zurück und stabilisiert die Schulterblätter am Brustkorb. Folglich müssen die Gesäßmuskeln und die Schulterblattfixatoren Kraf- und Schnellkraft-Qualitäten besitzen.

Was hat diese unterschiedliche Verteilung von Kraft- und Ausdauer-Muskeln am Körper mit der Körperhaltung, dem krummen Rücken zu tun?

Muskeln haben unterschiedliche und unangenehme Eigenschaften.

Ausdauer-Muskeln neigen zur Verkürzung
Kraft-Muskeln neigen zur Schwäche

Auf Trainingsmangel reagieren

  • Ausdauermuskeln mit Schwäche und Verkürzung
  • Kraftmuskeln nur mit Schwäche.

Ausdauer- und Kraftmuskeln sind an den Gelenken jedoch Gegenspieler. Der Ausdauermuskel beugt das Gelenk, der Kraft muskel streckt es.

Ausdauer- und Kraft-Muskeln sind Gegenspieler an den Gelenken

Schwächt der Kraftmuskel ab und der Ausdauermuskel verkürzt, wird das Gelenk in eine vermehrte Beugestellung gezogen. Übertragen wir das auf die Brustwirbelsäule und den Schultergürtel: die Brustmuskulatur ist ein Ausdauermuskel, der zur Verkürzung neigt. Die Muskeln rund um die Schulterblätter sind Kraftmuskeln, die abschwächen.

Bei Trainingsmangel werden folglich die Schultern nach vorne gezogen, hinten stehen die Schulterblätter ab. Die BWS krümmt sich mit der Zeit.

Im Lenden- und Hüftbereich finden wir das gleiche Bild. Die Hüftbeugemuskeln und die Adduktoren sind Ausdauermuskeln, die zur Verkürzung neigen. Die Gesäßmuskeln sind Kraftmuskeln, die abschwächen.

Bei Trainingsmangel wird die Lendenwirbelsäule folglich ins Hohlkreuz gezogen.

Verkürzung und Abschwächung bewirkt eine Beuge-Fehlhaltung

Diese vermehrte Lordose (Hohlkreuz) wird automatisch durch eine vermehrte Krümmung der BWS (Kyphose, Buckel) kompensiert, um die WS insgesamt im Lot zu halten. Entsprechend wird die HWS in einer vermehrten Lordose eingestellt.

Die Auswirkung der Verkettung Haltungsschwäche - Haltungsschaden ist für das Schultergelenk beschrieben unter Verspannungen der Nackenmuskulatur