Kraft ohne Muskelmasse?

Die Muskelmasse
bestimmt die Kraft

Viele Menschen wollen mehr Kraft haben, weil sie sich zu schwach fühlen oder weil sie Kreuzschmerzen haben. Die meisten wissen, dass nur die Muskulatur die Gelenke und die Wirbelsäule stabilisiert. Aber viele wollen nicht mehr Muskelmasse haben. Dies klingt nach dem Motto: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß.
Biologisch ist mehr Kraft ohne mehr Muskelmasse letztendlich nicht möglich. Die Befürchtung, dass man durch Krafttraining zum Bodybilder wird, ist Unsinn. Dazu später mehr.

Zunächst zur Zeitschiene des Kraftzuwachses: In den ersten 4 Wochen nach Beginn eines Krafttrainings kommt es zu enormen Leistungszuwächsen, ohne dass dabei eine Zunahme an Muskelmasse beobachtet wird.

Verbesserung der Muskelökonomie

Dies liegt daran, dass der Körper zunächst vorhandenes Muskelpotential optimiert. Einmal über eine Koordinationsverbesserung: das Nervensystem steuert die Muskulatur effektiver an. Zum anderen werden die biochemischen Stoffwechselprozesse optimiert. Die Energiebereitstellung im Muskel läuft besser. Alles dies bezeichnen wir als eine Verbesserung der Muskelökonomie. Diese Effekte sind nach etwa 4 Wochen bei 2 Trainings pro Woche ausgereizt. Anschließend ist der weitere Kraftzuwachs allein an eine Zunahme der Muskelmasse gekoppelt. Früher war man der Überzeugung, dass in diesen ersten 4 Wochen keine Zunahme der Muskelmasse erfolgt. Heute weiß man, dass bereits das erste Training einen Muskelzuwachs bewirkt, wenn der Trainingsreiz intensiv genug war. Zu Beginn fällt diese Muskelzunahme jedoch nicht auf. Erstens, weil sie klein ist und zweitens, weil der Muskel zunächst "innen schlank" wird.

Der Muskel wird "innen" schlank

Er baut das in ihm selbst gespeicherte Fett ab. Erst wenn dieser durchaus wünschenswerte Vorgang abgeschlossen ist, sieht man einen Massenzuwachs an Muskulatur.

Mit mehr Kraft leben Sie leichter

Kraft und Massenzuwachs sind also gekoppelt. Mehr Kraft und Masse als im untrainierten Zustand bei sitzender Lebensweise sind auch wünschenswert und von gesundheitlichem Nutzen. Der Muskel ist der Motor unseres Lebens. Mit 200 PS fahren Sie leichter und besser als mit 50 PS, auf jeden Fall ist Ihre Sicherheitsreserve größer. Wer wünscht sich nicht mehr PS im Auto? Und was ist mit der Leistung Ihres Körpers?

Ein Skelett kann nicht laufen

Provozierend ausgedrückt: Mit 0 PS können wir nicht fahren. Ein Skelett kann nicht laufen. Es fällt auseinander. Die Frage ist nur: Wieviel Muskelmasse und Kraft sind gesundheitlich sinnvoll und ästhetisch wünschenswert? Die Ästhetik ist eine individuelle Einschätzung. Wenn sie sich so gefallen wie sie sind, dann müssen sie Ihre Trainingsgewichte auch nicht steigern. Sie trainieren in der Erhaltungsphase, werden älter und ihre Muskeln und Kraft werden dabei nicht schwächer. Ob sie unter gesundheitlichen Aspekten genügend Kraft und Muskelmasse haben, können sie selbst wahrscheinlich nicht beurteilen. Ich empfehle ihnen dringend, sich von einem erfahrenen Arzt beraten zu lassen, bevor sie ihre Aufbauphase beenden.

Professionelle Beratung: bestimmte Muskeln sind besonders wichtig

Ziel ist eine ausbalancierte Muskulatur mit aufrechter, stabiler Körperhaltung. Häufig gibt es bestimmte Muskelpartien, Nachzügler, die einen weiteren Aufbau benötigen, während andere Muskeln bereits erhaltend trainiert werden können.

Die häufigsten Nachzügler sind die Rückenmuskeln, der Nackenbereich und der Schultergürtel. Diese Muskeln sichern die aufrechte, beschwerdefreie Körperhaltung. Über das primäre Ziel hinaus plädiere ich nicht nur aus ästhetischen, sondern vor allem aus gesundheitlichen Gründen für ein möglichst hohes Niveau an Kraft und Muskelmasse. Mehr Geld ist besser, mehr Kraft und Masse auch. Man lebt einfach leichter.

Im Einzelnen: Die Muskulatur ist einer der größten Energieverbraucher, lesen sie dazu bitte das Kapitel Der Muskel als Energieverbraucher.

Je mehr Muskeln sie haben, desto leichter bauen sie ihre lästigen Fettdepots ab. Mehr Muskeln schützen vor dem Altersdiabetes und somit vor Gefäßerkrankungen besser als weniger Muskeln. Mehr Muskeln - und mehr Kraft - schützen vor Osteoporose besser als weniger Muskeln, lesen sie dazu bitte das Kapitel Osteoporose unter " Direkt zu ihrem Problem". Die Argumente für mehr Muskeln ließen sich fortsetzen. Abschließend nur noch eine Bemerkung: mit mehr Muskeln leben sie leichter, gesünder und fühlen sich wohler, und sie sehen besser, attraktiver aus.

Keine Angst vor zuviel Muskeln: Bodybuilder werden geboren

Ein Bodybilder werden sie höchst wahrscheinlich nicht, auch wenn sie dies wollten. Extrem wenige Menschen haben das Potential dafür. Von Doping ganz zu schweigen. Der Muskel ist unser Lebensmotor. Er steuert die Leistungsfähigkeit des gesamten Körpers:

Mehr Muskulatur für Ihre Gesundheit

das Herz, die Lungen, die Stabilität der Knochen, der Wirbelsäule und Gelenke, die inneren Organe, den gesamten Stoffwechsel. Je mehr sie ihre Muskulatur beanspruchen, desto gesünder leben sie, und sie leben höchst wahrscheinlich auch länger und mit mehr Lebensfreude. Das Wichtigste, was sie für sich tun können, ist die lebensbegleitende Beanspruchung ihrer Muskulatur am effektivsten und erfolgreichsten durch Krafttraining. Haben sie keine Bedenken gegen die Muskelmasse.