Kreuzschmerz:
Fett statt Muskeln!

Schmerzursache unbekannt?



Ist die Psyche schuld?

Auch heute noch wird behauptet, 80% der Kreuzschmerzen seien „unspezifisch“.
Dies heißt nichts anderes als: „Schmerzursache unbekannt“. Deswegen wird zunehmend die Psyche des Patienten angeschuldigt. Patienten fühlen sich zu Recht mißverstanden und hilflos.
Ärzte, die sich um den aktuellen Forschungsstand der Medizin kümmern, müssten es jedoch besser wissen. Die Forschung rund um die MedX-Geräte (Arthur Jones und die Universität von Florida) haben schon vor über 25 Jahren nachgewiesen, dass die Kraft der Rücken-strecker beim chronischen Kreuzschmerz ein durchschnittliches Defizit von 50% im Vergleich zu Gesunden aufweist.

Stand der Forschung: Hauptursache ist eine degenerierte Muskulatur

Eine Ulmer Forschergruppe hat 1998 die Rückenmuskeln von chronischen Patienten untersucht und folgendes festgestellt:

  • Schwund von aktivem Muskelgewebe
  • Fetteinlagerungen in der Muskulatur
  • Umwandlung von Muskel in Bindegewebe
  • Krankhafte Veränderung der Muskelaktivität im EMG (Elektro-Myogramm)
  • Krankhaftes Bewegungsmuster der verschlissenen Bandscheibenetage bei der dreidimensionalen Bewegungsanalyse:
    die Segmentbeschleunigung und die Segmentgeschwindigkeit ist krankhaft gestört. Mit anderen Worten: die von der Muskulatur geleistete Feinsteuerung der Bandscheibenetage ist gestört.

Die häufige und ausgeprägte Verfettung der Rückenstrecker sieht man am einfachsten im Kernspin. Bei fast allen chronischen Patienten liegen Kernspins vor. Fatal ist, dass kaum ein Arzt die Muskeln anschaut. Und wenn er es in Ausnahmefällen tut, dann werden selten die richtigen Konsequenzen gezogen (Krafttraining für den Rücken).

Kraftdiagnostik

Üblicherweise werden die verfetteten Muskeln schlicht übersehen. Alle schauen wie gebannt nur auf die Bandscheiben.
Auch wenn eine Muskulatur nicht verfettet ist, heisst das noch lange nicht, dass sie kräftig ist. Eine Kraftmessung im MedX-Gerät könnte das Defizit leicht nachweisen. Wurden Sie auf diese diagnostische Möglichkeit hingewiesen?

Das abgebildete Kernspin (oberes Bild) zeigt die Muskelverfettung bei einer Patientin, die 5 Jahre lang an therapieresistenten Schmerzen litt. Sie wurde übrigens durch ein gezieltes Krafttraining im MedX-Gerät beschwerdefrei.
Das unten abgebildete Kernspin zeigt gesunde Rückenstrecker. Die fettige Degeneration der Rückenstrecker bei der Patientin ist in der Tat ein krasser Fall. Etwa 60% des Muskelquerschnittes der Patientin ist verfettet. Hier ist nicht mehr viel Kraft da, welche die WS stabilisieren kann.
Ich vergleiche die Muskeln gerne mit den Seilen (Wanten) eines Segelschiffes, die den Mast stabilisieren. Sind sie dünn wie Schnürsenkel, bläst schon die schwächste Boe den Mast weg.

Die abgebildete Verfettung ist sicher ein Extremfall. Nicht jedes Kernspin sieht so aus. Aber Extremfälle schärfen das Verständnis für das Prinzip:
Schwache Muskeln – fehlende Stabilität – Schmerzen

Was ist ein Muskel?

Warum wird er schwach?

  • Warum sind die Rückenmuskeln so schwach?
  • Warum verfetten sie?
  • Was ist überhaupt ein Muskel?
  • Was kann er, was kann er nicht?
  • Welche Trainingsreize sind geeignet, seine Leistung zu verbessern?
  • Bewegung oder Belastung?
  • Wieviel und wie oft?
  • Reagieren alle Muskeln gleich?

Nur wenige Menschen kennen die Antworten auf diese Fragen. Dies trifft leider auch auf viele Ärzte, Krankengymnasten und Diplomsportlehrer zu.
Das Wissen um den Muskel ist jedoch ein Schlüssel für die Lösung des Rückenproblems, neben der Kenntnis der Biomechanik der Wirbelsäule.
Wir werden uns deswegen in den nächsten Kapiteln mit dem Muskel beschäftigen.