"Positive" und "Negative Kraft"

Positive Kraft

Das Anheben eines Gewichtes bedeutet Kraftentwicklung unter gleichzeitiger Muskelverkürzung. Dies wird positive oder konzentrische Kraft genannt. Die Bezeichnung dynamisch kommt noch hinzu, weil sich dabei etwas bewegt.

Also:

Anheben eines Gewichtes = positive/konzentrische dynamische Kraft bzw. Arbeit.

Negative Kraft

Jetzt senken wir das Gewicht aus der angehobenen Position langsam wieder ab. Der Muskel bremst die Absenkbewegung und entfaltet dabei ebenfalls Kraft, diesmal jedoch unter gleichzeitiger Muskelverlängerung. Dies wird negative oder exzentrische Kraft genannt.

Also:

Absenken eines Gewichtes = negative/exzentrische dynamische Kraft bzw. Arbeit

Isometrische Kraft

Zwischen der positiven und negativen Kraft gibt es noch eine Kraft: die isometrische Kraft. Isometrisch bedeutet gleich lang. Damit wird die Kraft bezeichnet, die der Muskel entwickelt, wenn er sich weder verkürzt noch verlängert: der Muskel hält ein Gewicht in einer bestimmten Position, ohne es anzuheben oder abzusenken. Jetzt testen wir die maximale Kraft eines Muskels, die er konzentrisch (positiv), isometrisch und exzentrisch (negativ) aufbringen kann. Die konzentrische (positive) Kraft setzen wir als 100% fest. Sie entspricht dem genannten One-Repetition-Maximum (1RM) Dann messen wir etwas, was zunächst erstaunt:

  • konzentrische (positive Kraft) = 100%
  • isometrische Kraft = 120%
  • exzentrische (negative) Kraft = 140%

Reibung im Muskel:
die negative Kraft ist die stärkste

Warum ist der Muskel exzentrisch um 40% stärker? Erinnern wir uns an die Physik: überall, wo sich Massen gegeneinander bewegen, entsteht Reibung. Bei der Muskelkontraktion kriechen die oben beschriebenen Aktin- und Myosin-Filamente ineinander, d.h. Massen verschieben sich gegeneinander. Für sich allein betrachtet sind diese Massen zwar winzig, in der Summe jedoch erheblich. Im übrigen kann man die Reibung im Muskel über sensible Mikrophone hörbar machen.
Bei der konzentrischen Kraft – positive Arbeit – Gewicht anheben, entsteht Reibung, die vom Muskel überwunden werden muß. Diese Reibung reduziert die Muskelkraft. Demzufolge ist die konzentrische Kraft die schwächste des Muskels.
Bei der Isometrie – Gewicht in einer bestimmten Position haltenbewegt sich nichts im Muskel. Es entsteht keine Reibung. Demzufolge ist die isometrische Kraft größer als die konzentrische. Ein Plus von 20%.
Bei der exzentrischen Kraft - negative Arbeit - Gewicht absenken, entsteht wieder Reibung, weil die Filamente auseinander gezogen werden. Jetzt addiert sich die Reibung zur Muskelkraft hinzu. Demzufolge ist die exzentrische Kraft die stärkste: ein Plus von 40%.

Die negative Kraft wird im Alltag oft gebraucht

Diese unterschiedliche Kraft bei unterschiedlicher Muskelarbeit können Sie bei Ihrer Alltagstätigkeit selbst beobachten: Es ist leichter, ein bestimmtes Gewicht abzusenken als es anzuheben. Im übrigen sind viele Alltagsbelastungen negative Arbeit: Treppabgehen: der Muskel bremst das Körpergewicht unter gleichzeitiger Zunahme seiner Länge. Joggen, Springen: In der Landephase des Fußes auf dem Boden leistet die Beinmuskulatur negative Arbeit. Bremsarbeit ist immer schwerer als Beschleunigungsarbeit. Die Natur hat es deswegen praktisch eingerichtet: bei der Bremsarbeit hilft die Reibung dem Muskel. Durch die Reibung spart er Energie und kann somit ökonomischer arbeiten.