Chronische Beschwerden der LWS





Dauerbeschwerden wechselnder Intensität eventuell auch wechselnder Lokalisation

Definition

Dauerbeschwerden im LWS-Bereich, die länger als 6 Wochen bestehen. Dazu gehören auch Phasen der kurzfristigen Beschwerdefreiheit, meistens in bestimmten Liege- oder Sitzpo-sitionen. Anlaufschmerzen nach längerer Ruhezeit (Liegen, Sitzen) können durch Bewegung verschwinden und treten nach längerer Belastung wieder auf.

Die Beschwerdeintensität wechselt: Dumpf ziehende Beschwerden werden überlagert von akuten, stechenden Beschwerden. Diese können – immer wiederkehrend – so intensiv sein wie unter LWS – akute Beschwerden beschrieben. Die Lokalisation der Beschwerden kann variieren:

  • punktueller bzw. kleinflächiger Schmerz mittig, rechts oder links betont

  • großflächiger Schmerz

Mögliche Schmerzausstrahlungen:

  • gürtelförmig

  • ins Gesäß (rechts, links, beidseits)

  • in die Leiste und/oder in den Unterbauch (re, li, bds)

  • in die Beine (re, li, bds, auch wechselnd mal ins rechte, mal ins linke Bein)

  • seltener nach oben in Richtung Brustwirbelsäule

Auslösende Momente

Folgender Weg in einen chronischen Beschwerdezu-stand ist typisch:
Beginn mit akutem Kreuzschmerz, der wieder abklingt. Es folgen immer wiederkehrende, akute Kreuzschmerz-en. Die Kreuzschmerzen werden intensiver, halten läng-er an. Die schmerzfreien Intervalle zwischen den Attak-ken werden kürzer. Letztendlich Übergang in latente Dauerbeschwerden wechselnder Intensität, überlagert von akuten Attacken.

Typisch sind folgende Beschwerdeschilderungen:

  • nächtliches Erwachen wegen stechend einschiessendem Schmerz beim Umdrehen

  • nächtliches Erwachen wegen eines sich langsam steigernden, dumpfen Schmerzes, der durch Lageänderung wieder abklingt

  • meist ist folgende Liegeposition schmerzfrei: Seitlage, leichter Rundrücken, das unten liegende Bein ist nicht ganz gestreckt, das Knie des oben liegenden Beines ist mehr oder weniger zur Brust hoch gezogen

  • Schmerzsteife LWS beim Aufstehen aus dem Bett, das Bücken ist eingeschränkt („Ich kann mir die Socken nicht anziehen“)

  • Besserung der Schmerzsteife durch Bewegung, evt auch Schmerzfreiheit nach 30 Minuten oder 3 Stunden

  • Verschlechterung bzw. erneutes Auftreten der Beschwerden bei

  • statischen Belastungen (Sitzen, Stehen, insbesondere in leicht vorgebeugter Haltung)

  • beim langsamen Gehen, Gehen auf hartem Boden

  • beim Bücken und Wiederaufrichten, insbesondere unter Anheben von Lasten bei gleichzeitiger Rumpfdrehung

  • beim Aufrichten aus länger gebückter Haltung (Gartenarbeit, aber auch längeres Sitzen): „ich komme nicht aus dem Kreuz hoch“, „es dauert eine Weile bis ich gerade Stehen kann“

  • bei Bagatellbewegungen ohne besondere Belastung wie Rumpfrotation und Bücken, insbesondere wenn diese Belastungen schnell und unkontrolliert erfolgen

  • Empfindlichkeit des Rückens auf Zugluft und Kälte

Hinweis

Die LWS-Beschwerden können mehr oder weniger in die Beine ausstrahlen, mal rechts, mal links, auch gleichzeitig beidseits. Die Art und Intensität der Ausstrahlungen können wechseln, ebenso die Bereiche des Beines, die betroffen sind.

Siehe dazu auch
Bein-Schmerz und Kreuz- Bein-Schmerz





Hauptursache:
Muskelschwäche

Schmerzursache

Hauptursache der chronischen LWS-Beschwerden ist eine Schwäche der Rückenmuskeln, genauer:

Eine Schwäche der Rückenstrecker, die rechts und links der LWS liegen und die im gesunden, guten Trainingszustand die Wülste neben der LWS bilden.

Auch bei völlig gesunden Bandscheiben kann eine Muskelschwäche Beschwerden auslösen, insbesondere wenn zusätzlich eine angeborene Bindegewebsschwäche vorliegt (Hypermobilität).

Die Beschwerden sind intensiver, wenn zusätzlich zur Schwäche der Rückenmuskeln folgende WS-Veränder-ungen bestehen:

  • Bandscheibenverschleiß (mit oder ohne BSV)

  • Wirbelgleiten

  • Verkrümmungen der WS





Ständige Verschlechterung
der Beschwerden

Beschwerdeverlauf

Nach der Definition handelt es sich bei chronischen LWS-Beschwerden um Dauerbeschwerden. Die Intensität der Beschwerden nimmt mit der Zeit ständig zu. Die Arbeitsfähigkeit ist bedroht. Soziale Bindungen im Privatbereich sind gefährdet.

Die Betroffenen ziehen sich zurück, werden zu Außenseitern, weil sie „nichts mehr vertragen.“ Jegliche Aktivität wird vermieden, bis hin zur sexuellen Abstinenz. Chronische LWS-Beschwerden sind unter Anwendung der bisher üblichen Behandlungsmethoden i.d.R. Therapie resistent.





Sackgasse
Chronifizierung: wo ist der Ausweg?

Verhaltensregeln

Es gibt keine sinnvollen Verhaltensregeln.

„Schonen Sie sich“, „vermeiden Sie alles, was Schmerz verursacht“, bringt Sie nicht weiter, im Gegenteil:
je weniger Sie sich belasten, desto schwächer wird Ihr Rücken, und desto schlimmer werden Ihre Beschwerden. Auch die Verhaltenregeln der Rückenschule sind eine Schonungs- und Vermeidungsstrategie.

„Beißen Sie die Zähne zusammen, belasten Sie sich, auch wenn’s weh tut“ ist ebenso sinnlos. Ihre Beschwerden werden dadurch nur noch schlimmer. Was Ihnen jetzt noch helfen kann, ist eine spezielle Therapie.





Damit leben müssen?

Therapie

Neue Ansätze stehen gegen alte Überzeugungen.

Dauerbeschwerden trotz ständiger Behandlung mit den bisher üblichen Methoden:
Krankengymnastik, Rückenschule, Fango, Massage, medikamentöse Schmerztherapie, Katheterspülungen des Wirbelkanales. Dies bedeutet Therapieresistenz. Der Patient ist genervt. Der behandelnde Arzt ist genervt. „Sie müssen eben damit leben“ ist der Schlusspunkt am Ende einer Odyssee.

Die Psyche?

Es wird zunehmend Mode, den Patienten selbst für seine Beschwerden verantwortlich zu machen: wahrscheinlich ist seine Psyche schuld. Der Arzt ist aus der Verantwortung und der Patient resigniert. Woher soll der Patient den Mut nehmen, etwas Neues zu versuchen, wo er doch schon alles versucht hat?

Werden medizinische Prinzipien verletzt?

Will ein Arzt erfolgreich behandeln, muß er nach folgenden Prinzipien arbeiten:

medizinische Prinzipien verletzt?

  • Zuerst kommt die Diagnose, die Feststellung der Beschwerdeursache. Erst dann folgt die Therapie, die Beseitigung der Beschwerdeursache.

  • Schlägt eine Therapie fehl, ist entweder die Diagnose falsch, oder die Therapie ist falsch.

Diagnose falsch?
Therapie falsch?

Chronische Rückenbeschwerden bestehen trotz üblicher Behandlungen. Was stimmt hier nicht?

Diagnose: Fehlbeurteilung des Verschleißes?

Angeblich sind Verschleißerscheinungen und Bandscheibenvorfälle schuld. Es müsste jedoch bekannt sein, dass bei Gesunden, die noch nie Rückenschmerzen hatten und zum Zeitpunkt der Untersuchung beschwerdefrei sind, in vielen Fällen Verschleißerscheinungen und BSVs bestehen, und zwar:



Verschleiß und Bandscheibenvorfälle
auch bei Gesunden!

Verschleiß- und Bandscheibenvorfälle bei Gesunden

Verschleißerscheinungen bestehen

  • bei
  • 35%
  • aller Gesunden im Alter von 20 bis 40 Jahren
  • bei fast
  • 100%
  • aller Gesunden im Alter von 60 bis 80 Jahren.

Bandscheibenvorfälle bestehen

  • bei
  • 20%
  • aller Gesunden unter 60 Jahren
  • bei
  • 36%
  • aller Gesunden über 60 Jahren

Röntgen-Bilder
schmerzen nicht!

Diese Zahlen wurden bereits Anfang der 90er Jahre in der Literatur veröffentlicht. Wenn bei Ihnen die genannten Verschleißerscheinungen festgestellt werden, bedeutet dies noch lange nicht, dass sie verantwortlich sind für Ihre Beschwerden. Viele Ärzte glauben den Röntgenbefunden und übersehen, dass die Röntgenbilder selbst nicht schmerzen.

Diagnose: das unbekannte schwarze Loch und Lichtblicke

Bisher glaubte man, dass bei chronischen Rückenpatienten in 80% der Fälle keine Beschwerdeursache gefunden werden kann.

Neu sind jedoch folgende Erkenntnisse:

Kraft- Diagnostik:
Muskelschwäche

1. bei chronischen Rückenbeschwerden sind die Rückenmuskeln ausgesprochen schwach im Vergleich zu Gesunden. Möglich wurde der Nachweis des Kraftdefizites erst durch die Entwicklung von speziellen Diagnostik-Geräten Ende der 80er Jahre in den USA. Diese sind in der Lage, die Muskelkraft an isolierten Abschnitten der WS zu messen (LWS und HWS) MedX-Diagnostik

2. Bei chronischen Rückenbeschwerden zeigen die Rückenmuskeln

  • einen Schwund von aktivem Muskelgewebe

  • eine Umwandlung von Muskeln in Fettgewebe

  • eine Umwandlung von Muskeln in Bindegewebe

  • eine krankhafte Muskelaktivität

Die hat eine Ulmer Forschergruppe Ende der 90er Jahre nachgewiesen

Ein Kurswechsel in der Therapie ist nötig

Die bisherigen Behandlungskonzepte waren orientierungslos:
Wie sollte eine Strategie entwickelt werden, wenn bei 80% der Fälle eine Diagnose-Findung nicht möglich war?

Wie kann erfolgreich behandelt werden, wenn die Diagnose (zB Verschleiß) eine Fehlbeurteilung war hinsichtlich der Schmerzentstehung?

eine "kräftigende" Krankengymnastik
gibt es nich

Die Kräftigung der Rückenmuskeln ist schon lange ein therapeutisches Ziel. Sie kennen sicher die „kräftigende Krankengymnastik“.

Eine Kräftigung des Rückens, also der Muskulatur der WS selbst (an der LWS und der HWS) ist jedoch nur möglich, wenn:

Voraussetzung:
spezieller Trainings-Reiz am isolierten Rückenmuske

  • Die Muskeln gegen sehr hohe Widerstände trainiert werden. Die Belastungsintensität muß zwischen 60-80% der Maximalkraft liegen.

  • Die Trainingszeit, dh die Zeit unter Belastung, darf etwa 2 Minuten nicht übersteigen. Innerhalb dieser Zeit muß der Muskel komplett erschöpft werden. Ist der Trainingswiderstand zu niedrig, was nichts anderes bedeutet, als dass der Muskel länger als 2 Minuten arbeiten/trainieren kann, kommt es zu keiner Kraftverbesserung des Muskels.

  • Die Muskulatur der LWS muß isoliert trainiert werden. Dies bedeutet, dass Hilfsmuskeln beim Training ausgeschaltet werden müssen. Hilfsmuskeln an der LWS sind zB die Muskeln, welche das Becken aufrichten (Gesäß und die rückseitigen Oberschenkelmuskeln). Das isolierte Training der Rückenmuskeln ist somit nur möglich, wenn der Patient im Becken-Bein-Bereich komplett fixiert ist.

Diese drei Anforderungen an ein kräftigendes Training der WS-Muskulatur sind nur zu erfüllen mit speziellen Trainingsgeräten, welche eine Beckenfixierung bieten. Selbst der beste und engagierteste Krankengymnast kann das nicht leisten. Übliche Fitness-Geräte meistens auch nicht. Spezielle Trainingsreize Gesetze der Muskelaktivität Was ist neu an MedX?

Therapie – Zusammenfassung

Medizinischer Fortschritt bei chronischen Rückenbeschwerden bedeutet:

  • Die Ursache des Schmerzes ist in 80% der Fälle unbekannt – diese Aussage dürfte heute nicht mehr gemacht werden.

  • Verschleißerscheinungen und Bandscheibenvorfälle sind als Schmerzursache allenfalls eine Nebenaspekt. Sie liegen bei vielen Gesunden vor, ohne Beschwerden zu verursachen

  • Die Hauptursache von chronischen Rückenbeschwerden ist eine Schwäche und Degeneration der Rückenmuskeln selbst. Diese sind nicht mehr in der Lage, die WS zu stabilisieren.

  • Eine Kraftverbesserung der Rückenmuskeln ist nur möglich mit einem isolierten Training dieser Muskeln in speziellen Geräten und gegen hohe Widerstände, bis zur Muskelerschöpfung in einer bestimmten Trainingszeit.

Mögliche Erfolge einer
MedX-Therapie

Zum Erfolg der MedX-Therapie bei bisheriger Therapieresistenz:

85% der Patienten werden schmerzfrei bzw die Beschwerden bessern sich

12,2% der mit MedX behandelten Patienten kann leider nicht geholfen werden.

2,8% der Patienten erleben unter MedX eine Beschwerde- Verschlechterung

Bei den wenigen Problemfällen kann eine Operation helfen

Diese 15% sind Problemfälle. Hier muß geprüft werden, ob eine BS-Operation, ein künstlicher BS-Ersatz oder eine WS-versteifende Operation Hilfe bringen kann.

Bei einer rationalen und konsequenten Behandlungsstrategie gegen den Rückenschmerz dürften nur noch wenige Patienten übrig bleiben, die tatsächlich mit ihrem Schmerz leben müssen.

Der Rückenschmerz kann besiegt werden

Das Volksleiden Rückenschmerz ist zu besiegen. Dafür muß der Patient allerdings hart an sich arbeiten, auch wenn dies zu Beginn gelegentlich weh tut.

Vorbeugung

Lesen Sie dazu bitte unter 3 "Therapie-Angebote" das Kapitel "Prävention von Rückenschmerzen".