Die 7 Halswirbel erlauben die umfangreichsten Bewegungen an der gesamten Wirbelsäule
Warum ist der Nacken so empfindlich?
Die HWS – der beweglichste Abschnitt der Wirbelsäule
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Drehung nach rechts und links von etwa 80%
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Seitneigung nach rechts und links von etwa 45%
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Vor- und Rückbeugung von insgesamt 126°.
Diese isolierten Bewegungen interessieren nur theoretisch.
In der Praxis jedoch bewegt sich die HWS komplex: Drehung, Seitneigung und Beugung werden kombiniert ausgeführt, oft auch schneller und ruckartiger als an anderen WS-Abschnitten. Dies erfordert ein höheres Maß an muskulärer Feinsteuerung, Schnelligkeit und muskulärem Zusammenspiel.
Die HWS trägt den Kopf mit einem Gewicht von etwa 5 kg und steuert die Bewegungen des Kopfes.
Die Körperhaltung beeinflußt die HWS
Die Bewegungen der HWS setzen sich bis in das obere Drittel der BWS fort. Funktionell betrachtet ist der Kopf, die HWS und das obere Drittel der BWS eine Einheit. Dies bedeutet: Die Form der BWS – bzw. die Körperhaltung – beeinflusst die Form und die Funktion der HWS.
Das muskuläre Zusammenspiel von Kopf bis zum Schultergürtel:Zwei seitlich und vorne am Hals gelegene Muskeln überspringen die HWS. Sie ziehen direkt vom Kopf (von einem Knochenvorsprung hinter dem Ohr) zum Schlüsselbein und Brustbein. Sie sind verantwortlich für den kindlichen Schiefhals.
Einige Muskeln des Schultergürtels, genauer: die oberen und mittleren Schulterblattfixatorenziehen vom Hinterkopf, der Hals- und der Brustwirbelsäule ans Schulterblatt.
Bei Bewegungen und Belastungen des Armes stabilisieren und führen diese Muskeln das Schulterblatt am Brustkorb. Dies bedeutet: bei der Arbeit mit den Armen kommt es zu einer Kraftübertragung – meist einseitig – auf die BWS, die HWS und den Hinterkopf. Diese Schulterblattfixatoren sind wegen Trainingsmangel bei den meisten Menschen abgeschwächt: abstehende Schulterblätter, nach vorne und unten hängende Schultern. Abgeschwächte Muskeln neigen zur chronischen Verspannung. Folglich ist insbesondere die obere HWS einer vermehrten Zugbelastung nach hinten ausgesetzt.
Was hat die HWS mit den Zähnen zu tun?Die Muskeln der oberen HWS beeinflussen die Muskeln des Kiefergelenkes und umgekehrt. Dies bedeutet: Muskelverspannungen und Beweglichkeitsstörungen von Wirbelgelenken der oberen HWS können zu Beweglichkeitsstörungen der Kiefergelenke führen (Schmerzen im Kiefergelenk, im Ober- und Unterkiefer, Zahnschmerzen). Fachausdruck: CMD – Cranio-Mandibuläre Dysfunktion. Umgekehrt kann ein falscher Biss Fehlbelastungen in den Kiefergelenken auslösen, was zu muskulären Verspannungen und Beweglichkeitsstörungen in der oberen HWS führen kann, die z.B. Kopfschmerzen verursachen können.
Stress und HWS“Nackenschläge“
Nicht zuletzt beeinflusst die Psyche (Stress) den gesamten HWS-Schulter-Nacken-Bereich. Der Volksmund spricht von "Nackenschlägen" und " mir sitzt etwas im Nacken". Stress verursacht Muskelverspannungen insbesondere im Nacken. Diese führen oft zu Fehlbelastungen von Wirbelgelenken. Sie können schmerzen und "blockieren". Blockierte Wirbelgelenke wiederum können ein buntes Beschwerdebild auslösen: von eingeschlafenen Armen/Händen nachts bis hin zu Kopfschmerzen, Ohrgeräuschen, Schwindel, Sehstörungen - und Zahnschmerzen.
Diagnostik und Therapie muß auf diese Komplexität eingehenKopf, HWS, obere BWS und der gesamte Schultergürtel bilden eine Funktionseinheit. Isolierte Störungen in diesem komplexen System mögen zwar vom Empfingen her im Vordergrund stehen oder als einziges Problem wahrgenommen werden. Meistens jedoch liegen viele Ursachen vor, die sich in einem oder mehreren Beschwerdepunkten manifestieren.
Nicht nur der empfundene Schmerzpunkt muss untersucht und behandelt werden, sondern die gesamte Funktionseinheit. Andernfalls kann eine Behandlung nicht erfolgreich sein.
Wir sprechen am besten von "Beschwerden rund um die HWS". In diesem Kapitel sind häufig vorkommende Beschwerdebilder beschrieben. Sie können nur Teilaspekte des gesamten Geschehens sein. Häufig liegen mehrere dieser Beschwerden gleichzeitig vor.